Historische Spiele auf der Husterhöhe

Auch U-Nationalteams zu Gast

Pirmasens war nicht nur das Zentrum der deutschen Schuhindustrie, sondern auch eine Garnisonsstadt. Auf der Husterhöhe waren mal annähernd 10.000 US-amerikanische Soldaten stationiert – eine Stadt in der Stadt. Und auch ein wesentlicher Arbeitgeber für deutsche Zivilbeschäftigte.

Als die US-Army  abgezogen war, half das Land Rheinland-Pfalz der ohnehin schon vom Niedergang der Schuhfirmen gebeutelten Stadt beim Strukturwandel. Im Zuge der Konversion, der Umwandlung des militärischen Areals in Gewerbe-, Wohn- und Freizeitgebiet, entstand 2004 auch das vorwiegend vom Land finanzierte städtische Stadion Husterhöhe, das rund siebeneinhalb Millionen Euro kostete. Das traditionsreiche Stadion an der Zweibrücker Straße wurde abgerissen, damit Kömmerling, der größte Arbeitgeber in Pirmasens (und heute Hauptsponsor von Mainz 05) dort Fensterprofile lagern kann.

Naldo, Owomoyela, Reinke und Klose

Das Stadion auf der wenig windgeschützten Husterhöhe, wo es bei Fußballspielen im November stets gefühlte fünf Grad kälter als in der Innenstadt ist, fasst genau 10.000 Zuschauer. Gut gefüllt war es schon einige Male, aber ausverkauft nur am 9. September 2006. Ein denkwürdiges Spiel: Werder Bremen kam als deutscher Vizemeister zur DFB-Pokal-Erstrundenpartie beim FK Pirmasens, der gerade in die Regionalliga Süd (damals eine von zwei dritten Ligen) aufgestiegen war.

Obwohl die verletzten Nationalspieler Per Mertesacker, Torsten Frings und Tim Borowski sowie der erkrankte Torhüter Tim Wiese fehlten, konnte Werder-Coach Thomas Schaaf immer noch eine Top-Mannschaft aufbieten: Reinke im Tor, Owomoyela, Pasanen und Naldo in der Abwehr, der heutige Werder-Sportchef Baumann, Diego, Jensen und Schulz im Mittelfeld, im Sturm Klose und Zidan. Hunt, Klasnic und Hugo Almeida wurden dann noch eingewechselt. Absolutes Champions-League-Format.

Doch der von Trainer Robert Jung glänzend eingestellte FKP verteidigte geschickt und leidenschaftlich, und ging sogar nach Tobias Zellners Freistoßflanke, die Sebastian Reich noch leicht berührte, mit 1:0 in Führung. Ivan Klasnic glich aus, doch mehr gelang Bremen nicht.

Der FKP geht im DFB-Pokal mit 1:0 gegen Werder Bremen in Führung. Nach dem 1:1 geht es ins Elfmeterschießen – und Pirmasens gewinnt mit 5:3 gegen den Bundesligisten. Foto: SWFV-Archiv, Seebald
Riesen Jubel: Der FKP geht im DFB-Pokal mit 1:0 gegen Werder Bremen in Führung. Nach dem 1:1 geht es ins Elfmeterschießen – und Pirmasens gewinnt mit 5:3 gegen den Bundesligisten. Foto: SWFV-Archiv, Seebald

Miroslav Klose hatte an diesem Tag kein Schussglück. Es ging ins Elfmeterschießen. FKP-Pokaltorwart Reiner Schwartz – in der Liga stand Frank Steigelmann zwischen den Pfosten – parierte erst gegen Klasnic, dann gegen Almeida. Als dann Miguel Carvalho zum 5:3 für Pirmasens getroffen hatte, war die Sensation perfekt. In Runde zwei scheiterte der FKP dann an Unterhaching.

Neuer, Boateng, Özil und Götze

Der DFB weiß das Stadion Husterhöhe auch zu schätzen. Etliche Male spielten deutsche Junioren-Nationalmannschaften dort seit 2007, stets gingen sie als Sieger vom Platz. Höhepunkt war das 3:0 der deutschen U21 vor zwölf Jahren gegen Moldawien mit Manuel Neuer im Tor, Jerome Boateng in der Abwehr und vorne mit Mesut Özil als zweifachem Torschützen. Zwei Jahre später siegte die deutsche U17 mit Bernd Leno und Mario Götze. Ebenfalls 2009 gastierte die U20 unter Trainer Horst Hrubesch mit Sven und Lars Bender in Pirmasens.

Das jüngste Länderspiel auf der Husterhöhe fand erst Ende März statt. Die deutsche U17 schlug Slowenien mit 1:0 und qualifizierte sich damit für die Europameisterschaft.

Sportpark Husterhöhe als Austragungsort des Finaltag der Amateure 2017 des SWFV
Der Sportpark Husterhöhe in Pirmasens. Copyright: Sabine Reiser

Die Spielstätte auf der Husterhöhe, die seit Herbst 2018  Framas-Stadion heißt – der mit Adidas eng verbundene Schuhkomponenten-Hersteller Framas ist der Hauptsponsor des FK Pirmasens –  weiß auch der SWFV zu schätzen, nicht zuletzt aus sicherheitstechnischen Gründen. 2017 gewann hier der SV Morlautern vor 2400 Zuschauern das Bitburger-Verbandspokalfinale gegen Wormatia Worms überraschend und nach 0:1-Rückstand mit 2:1, qualifizierte sich damit für die erste DFB-Pokal-Runde 2017/18, in der die Lauterer dann ebenfalls in Pirmasens gegen Greuther Fürth spielten.

Text: Peter Brandstetter