„Kasperle-Theater“ in Berlin

Auch Wormatia Worms – immerhin Rekord-Cupsieger im Südwesten – hat ein paar Pokalgeschichten geschrieben. Immer mal wieder waren daran auch Protagonisten beteiligt, die beim 1. FC Kaiserslautern ebenfalls keine Unbekannten sind.

Gleich ein ganzes FCK-Team kreuzte den Weg der Wormser 2007 im Ludwigshafener Südweststadion – die FCK-U23 der Lauterer stand im Bitburger-Verbandspokal-Endspiel gegen den damaligen Oberligisten Wormatia.

Pikant: FCK-II-Coach Alois Schwartz hatte gleich beide Teams ins Finale geführt – teilweise. Bis zur Winterpause inklusive der ersten Pokalrunden war „Alu“ noch Trainer der Wormser gewesen – den Einzug ins Endspiel vollendete dann sein Nachfolger Bernhard Trares, nachdem Schwartz das Job-Angebot der Lauterer angenommen hatte. Jetzt kreuzen sich die Trainer-Wege wieder, wenn sich Waldhof und Karlsruher SC im Badenpokal-Finale gegenüberstehen.

Jenes am 1. Mai 2007 entschied übrigens die Wormatia für sich: Während der heutige Wormatia-Coach Steven Jones als Sechser hinten Beton anrührte, machte Sturmspitze Matthias Gutzler mit der Pike zehn Minuten vor dem Ende den 1:0-Sieg vor 3700 Zuschauern perfekt. Mainz 05 mit Jürgen Klopp war hernach der Lohn in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde.

Keeper Reichel als Linksaußen

15 Jahre hatten die Wormser zuvor auf eine Finalteilnahme warten müssen – und jene gegen TuS Hoppstädten am 31. Mai 1992 führte gerade mal 600 Fans ins Bad Kreuznacher Moebusstadion. Jene, die nicht gekommen waren, verpassten zwar keine Spannung – einige Tore und eine Pointe aber doch. Schon zur Pause führte Wormatia 3:0, bis Mitte der zweiten Hälfte wurde auf 6:0 verdoppelt. Ergo konnten die damals ebenso finanziell wie personell gebeutelten Wormsern, unter den staunenden Augen von Fifa-Referee Werner Föckler durchaus mutig wechseln: Armin Reichel, schon unter Ikone Ronnie Hellström Keeper beim 1. FC Kaiserslautern, kam in der 68. Minute ins Spiel – als Linksaußen! Alternativen auf der Wormser Bank waren halt rar.

Nichtsdestotrotz trat der Oberligist mit einem 7:0 die Heimreise an. Und dann kam Alex: nämlich Aleksandar Ristic mit Fortuna Düsseldorf in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde.

„Von Amts wegen gesperrt“

Pokal-Geschichten sowohl auf Wormser als auch auf Kaiserslauterer Seite? Da kann es nur einen Namen geben: Eckhard Krautzun. So erinnern sich nicht nur die FCK-Fans, wie der Trainer im Abstiegsjahr 1996 nach dem FCK-Cup-Triumph über den Karlsruher SC das Siegergruppenfoto verpasste – weil er sich noch schnell die Haare föhnen wollte.

Coachte sowohl des FCK als auch die Wormatia: Eckhard Krautzun, der auch beim „Pokal-Skandal“ der Wormser in Berlin die Rheinhessen trainierte. Foto: GettyImages
(Photo by Mark Sandten/Bongarts/Getty Images)

17 ½ Jahre zuvor hätte ihm dafür der Stadion-Strom gefehlt – angeblich jedenfalls. Und das kam so: Krautzun war dereinst Coach der Wormatia-Coach und traf mit dieser in DFB-Pokal-Runde zwei auf die Hertha – nach dem ersten 120-Minuten-1:1 dann beim Wiederholungsspiel bei den verletzungsgeplagten Berlinern.

Wormatia, kurze Zeit später auch Spitzenreiter der 2. Liga Süd, ist gut drauf. Doch als der Wormser Mannschaftsbus ins Olympiastadion einfahren will, verkündet der Stadionverwalter: „von Amts wegen gesperrt – Stromausfall!“ 23 Minuten vor dem angesetzten Spielbeginn erfolgt die offizielle Absage – bevor der Blätterwald so richtig rauscht: Der renommierte Tagesspiegel etwa schreibt von einem „Kasperle-Theater“, die Bild titelt:

„Pokal-Skandal: Wie Worms in Berlin hinters Licht geführt wurde“.

Obwohl die Sache streng nach abgekartetem Spiel stinkt, werden die Wormser Einsprüche abgeschmettert. Denn der VfR habe keine Beweise gebrach.

Ergo mussten die Wormaten drei Wochen später wieder nach Berlin, hielten bis kurz vor Schluss ein 0:0 – und kassierten dann doch noch zwei Tore gegen eine wieder deutlich besser besetzte Hertha. Die Revanche folgte fast 34 Jahre später, als der DFB-Pokal die Hertha wieder nach Worms führte – und sie bei 36 Grad in der ersten Runde 1:2 verlieren sah. Es war der vorerst letzte Wormser Pflichtspielsieg gegen einen höherklassigen Gegner – zumindest bis heute.