„Mir wurde das Finale geschenkt“ – Interview mit Aydin Ay
Der DFB-Pokal schreibt seine eigenen Gesetze. Heißt es so schön. Vor allem schreibt er aber seit 75 Jahren seine eigenen Geschichten. Aydin Ay kann so eine Geschichte erzählen. Im Trikot von Eintracht Trier schaltete er einst Hannover 96 und Arminia Bielefeld aus und scheiterte erst an Lukas Podolski und dem 1. FC Köln.
Ein Sieg fehlt dem Trainer des Verbandsligisten SV Alemannia Waldalgesheim noch, um erneut DFB-Pokal-Luft zu schnuppern. Kurioserweise ist das Verbandspokalfinale gegen Wormatia Worms aber sein erstes Pokalspiel in dieser Saison, denn er übernahm die Rheinhessen ja erst nach dem Halbfinalsieg in Gau-Odernheim.
Ihr erstes Pokalspiel ist gleich das Finale. Wie gehen Sie mit der besonderen Situation um?
Das ist zweifelsohne ein besonderes Spiel. Ich sehe das aus zwei Gesichtspunkten: Zum einen ist es für einen Verbandsligisten wie Alemannia Waldalgesheim etwas Großartiges, im Finale zu stehen. Hinzu kommt noch mein persönlicher Hintergrund als ehemaliger Trainer bei der Wormatia.
Sie sprechen es an, Sie haben die Zweite Mannschaft der Wormatia trainiert, kehren nun als Pokal-Herausforderer der Ersten Mannschaft nach Worms zurück. Wie fühlt sich das an?
Wir sollten das nicht zu hoch hängen. Klar ist das ein Thema für die Presse und für die Zuschauer, die darin eine besondere Geschichte sehen. Am Ende des Tages werden mein Wormser Kollege Steven Jones und ich aber nicht auf dem Platz stehen, sondern jeweils elf Spieler. Zumal ich ja auch nichts zur Finalteilnahme beigetragen habe. Mir wurde das Spiel geschenkt von meinen Vorgängern Patrick Joerg und Björn Trinks und vor allem von der Mannschaft. Aber klar, das ist ein cooles Spiel für mich, für uns alle.
Ihr Klassenkamerad FC Kandel hat im Halbfinale 0:10 gegen die Wormatia verloren. Bereitet Ihnen das Resultat Kopfschmerzen?
Nein, auf gar keinen Fall. Wir haben vier Tage später gegen Kandel gespielt und ich habe mich mit meinem Kollegen über die Partie unterhalten. Wenn das 0:3 fällt, kann es einen solchen Verlauf nehmen. Es ist dann ja auch egal, ob Du 0:3 oder 0:10 verlierst. Und vielleicht ist ein 0:10 mental leichter zu verarbeiten als ein 1:2 in der 89. Minute. Aber uns ist bestimmt nicht angst und bange. Das ist ein Finale, auf das wir uns tierisch freuen und das wir bei allem Respekt und aller Sympathie der Wormatia gegenüber auch gewinnen wollen.
Ihr Verein hat das Recht, auf neutralem Platz spielen zu dürfen, abgetreten. Haben Sie dafür Verständnis?
Absolut. Ich habe da eine recht einfache Sicht der Dinge. Es ist ein Finale, und es geht um adäquate Rahmenbedingungen, auch im Hinblick auf die Live-Übertragung in der ARD. Worms bietet diesen Rahmen, zumal ich das Stadion total schön finde. Worms liegt auch zentral. Und am Ende ist es ein Rasenplatz, auf dem sich elf Spieler gegenüberstehen.
Ist der DFB-Pokal eine Motivationsspritze für Ihr Team?
Natürlich. Viele reden immer über Geld. Doch darum geht es eigentlich nicht. Es geht darum, eine eigene Geschichte erzählen zu können. Mir ist das bei Eintracht Trier gelungen. Ich wünsche mir sehr, dass meine Jungs auch die Möglichkeit dazu erhalten, ihre Geschichte im DFB-Pokal schreiben zu können.
Interview von Olaf Paare